Kameleonquilt zum Thema "Gemeinde"

für Angelika und Nils Karig zur Silberhochzeit, 2005

Die Anregung dazu habe ich von der Seite "kameleonquilt.com".

Der Quilt wurde im Jahr 2005 maschinengenäht und handgequiltet. Er war ein Geschenk an Freunde zur Silberhochzeit.
Das Besondere an einem Kameleonquilt ist, das er bewegliche Klappen aus Stoff hat, die mit Knöpfen in die eine oder die andere Richtung festgehalten werden können. Dadurch kann so ein Quilt sein Aussehen häufig und heftig verändern. Dieser hier hat 24 Klappen und kann daher auf mehr als 1 Million (s. u.) verschiedene Weisen geknöpft werden!

Auf den ersten beiden Fotos sind die so genannte Tagseite und die Nachtseite zu sehen, also die hellste "Klappung" und die dunkelste. Dazu gibt es noch sehr viele andere Möglichkeiten, wie die weiteren Fotos zeigen.

Als ich im September 2005 meine Patchworkvorräte nach Stoffen durchsuchte, die irgendwie einen Bezug zu Karigs haben könnten, blieb ich an einer größeren Gruppe in Regenbogenfarben hängen. Sie ließen sich alle dem Thema "Gemeinde" zuordnen, das in Angelikas und Nils Leben von großer Bedeutung ist.

Da einige der Stoffmotive eine gewisse Mindestgröße erforderten, um erkennbar zu bleiben, kamen etliche Patchworkmuster nicht in Frage.

Meine Wahl fiel schließlich auf die Grundidee der Kameleonquilts, die ich ausschließlich von einer norwegischen Homepage (kameleonquilt.com ) kannte, aber noch nie "life" gesehen hatte.
Durch angenähte Stoffklappen, die am fertigen Quilt beliebig hin- und hergeklappt und auch festgeknöpft werden können, bekommt so ein Kameleonquilt seinen besonderen Reiz. Es war mir ein Vergnügen, diese Technik selbst einmal auszuprobieren.

Zu den Details: Der Einfachheit halber nummeriere ich die neun quadratischen Felder durch.

Vier der Felder zeigen Bereiche der Schöpfung, die Gott dem Menschen zum Erforschen, Bearbeiten, Pflegen und Bewahren anvertraut hat. Es sind
Feld 2 - mit Tieren des Wassers,
Feld 4 - mit Tieren des Landes,
Feld 6 - mit Tieren der Luft und
Feld 7 - mit Vertretern der Pflanzenwelt.

Zu diesem letzten Feld kamen mir auch immer die Verse in den Sinn: "Narzissen und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an, als Salomonis Seide" (aus: Geh aus mein Herz) und "Seht euch die Blumen auf den Wiesen an! Sie arbeiten nicht und kümmern sich auch nicht um ihre Kleidung. Doch selbst König Salomo in seiner ganzen Herrlichkeit war lange nicht so prächtig gekleidet wie irgendeine dieser Blumen" (Matth. 6,28+29).

Feld 1 steht für "das Wort", Bibellesen und Predigt. Die englischen Wörter "sharing, caring, helping, giving, love, hope, peace und life" kommen ins Deutsche übersetzt in vielen unserer Gottesdienste vor. Das Kreuz, ein weiterer, ganz zentraler Begriff in der Verkündigung, ist mit Quiltstichen in die Oberfläche des 1.Feldes "eingegraben".

Feld 3 steht symbolisch für die Früchte, die der Heilige Geist in unserem Leben hervorbringen möchte (Gal.5,22): Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Besonnenheit und Selbstbeherrschung. Dass es sich, abgesehen von den Weintrauben, nur um exotische Früchte handelt, die bei uns normalerweise nicht wachsen (Banane, Kiwi, Ananas, Cherimoya oder Annone, Feige, Papaya, verschiedene Melonen, Sharon oder Kaki, Zitrone, Apfelsine und sogar verschiedene Meeresfrüchte) mag unterstreichen, dass auch die Früchte des Geistes nicht von allein bei uns vorhanden sind.

Feld 5 in der Mitte zeigt die vielen Hände unterschiedlicher Couleur, die in der Gemeinde mit anpacken und sich einbringen, aber auch die sich nach Gott ausstrecken und Hilfe von ihm erwarten.

Feld 8 zeigt eine einsame, kleine Insel im Pazifischen Ocean umgeben von Gefahren (gefährliche Riesenfische, sinkende Schiffe). Man kann Ortsbezeichnungen wie z.B. "Acapulco" und "Papua Neuguinea" lesen. Das alles steht für das Thema "Mission"; für Menschen, die bereit sind, weit weg von Zuhause unter Schwierigkeiten Gottes Auftrag auszuführen, nämlich die gute Nachricht weiterzusagen, dass Gott uns liebt. Ohne Mission gäbe es keine Gemeinde.

Feld 9 zeigt den Regenbogen zwischen grauen und weißen Wolken. Dazu gehört die biblische Geschichte von Noah, dem Gott nach der Sintflut versprach, dass er nie wieder die ganze Menschheit durch eine Flut vernichten will, und als Zeichen der Erinnerung daran den Regenbogen in die Wolken setzte.
Diese Geschichte soll stellvertretend stehen für die vielen biblischen Berichte, die schon immer in der Gemeinde gelesen wurden und auch heute noch gut tun, sie zu lesen und zu beherzigen.

Die Klappen sind aus zwei verschiedenen Stoffen genäht. Der hellere, türkisfarbene Stoff mit den kleinen Fischen steht für das Bekenntnis zu Jesus. Der kleine, gemalte oder eingeritzte Fisch war für die ersten, verfolgten Christen ein wichtiges Erkennungszeichen. Aber auch heute tut die Gemeinde und jeder einzelne Christ gut daran, sich klar zu Jesus zu bekennen.

Auf dem dunkelblauen Klappenstoff kann man Bruchstücke der Sätze lesen: "We love our team!" oder "We’re behind you all of the way!" untermalt mit Symbolen wie Herzen, Sternchen, Fähnchen, dampfenden Cappuchinotassen und geschwungenen Spül- oder Klobürsten. Also kein Jammern und Seufzen beim Denken an die Mitarbeit in der Gemeinde, sondern liebevoll, beschwingt, fröhliches Mittun. (So kenne ich es von Angelika.)

Durch die freie Wahlmöglichkeit, die Klappen zu knöpfen, entstehen sehr viele unterschiedliche Optiken des Kameleonquilts. Die bekanntesten sind die sogenannte Tagseite und die entsprechende Nachtseite.

Für die Tagseite (siehe oben, erstes Foto) knöpft man alle Klappen so, dass die hellen, türkisfarbenen Klappenseiten zu sehen sind. Dadurch liegen automatisch die 5 hellen Felder (in der Mitte und an den Ecken) frei, und die 4 dunklen sind mit den hellen Klappen bis auf einen Rest in Blütenform zugedeckt. Der hellstmögliche Eindruck des Quilts.

Entsprechend knöpft man für die Nachtseite (siehe oben, zweites Foto) genau anders herum alle dunklen Seiten nach oben und deckt damit die hellen Felder zu. Es bleiben davon nur noch 5 helle Blüten zu sehen, die aus dem Dunkelblau leuchten.

Außerdem gibt es noch sehr viele "Zwischenlösungen", die man entweder dem Zufall überlassen, nach optischen oder geometrischen Gesichtspunkten gestalten, oder als Abbild oder Zielvorgabe der eigenen Gemeinde auswählen kann.
Hätte man nur ein Feld mit 4 Klappen, gäbe es 2 hoch 4 = 16 Möglichkeiten sie zu knöpfen.
4 Felder haben schon 12 Klappen mit 2 hoch 12 = 4096 Möglichkeiten.
9 Felder haben 24 Klappen mit 2 hoch 24 = 1 048 576 Möglichkeiten!

Noch eine kleine Entdeckung am Rande:
Schaut man schräg durch die durchsichtigen Kugelknöpfe auf den dahinter liegenden Stoff, den man normalerweise kaum als gewebt wahrnimmt, so sieht man mit einem Mal ein Geflecht von riesig dicken und struppigen Strängen! Mit solcher Klarheit sieht vermutlich auch Gott jede Nuance unseres Lebens.

Jetzt bleibt mir nur noch, allen Betrachtern viel Freude beim Entdecken zu wünschen!

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